Kritik nach Ausschreitungen: Polizei bemängelt Babelsbergs Vorgehen beim Spiel gegen Erfurt

Beim Regionalligaspiel zwischen dem SV Babelsberg 03 und Rot-Weiß Erfurt (0:2) kam es am vergangenen Sonntag zu erheblichen Verzögerungen beim Einlass der Gästefans. Wie die Märkische Allgemeine Zeitung (MAZ) berichtet, kritisiert die Polizei nun das Vorgehen des Gastgebers Babelsberg 03, dem sie mangelnde Deeskalation vorwirft.

Einlassstau sorgt für Unmut – Polizei zunächst nur beratend tätig

Der Konflikt begann bereits vor Spielbeginn am Gästeblock. Laut Polizei kam es zu einem Einlassstau, da Fanutensilien der Erfurter Fans kontrolliert werden sollten. Um den Prozess transparenter zu gestalten, sollten einige Gästefans dieser Kontrolle beiwohnen. Doch es kam zu Meinungsverschiedenheiten mit einem Verantwortlichen von Babelsberg 03, was den Einlass weiter verzögerte.

Die Polizei betont, dass sie aufgrund des Hausrechts von Babelsberg 03 nicht unmittelbar eingreifen konnte, sondern lediglich in beratender Funktion tätig war. Ihr Ziel sei es gewesen, eine Eskalation zu verhindern. Ein gestaffelter Einlass wurde den Erfurter Fans angeboten, doch diese bestanden darauf, als geschlossene Gruppe ins Stadion zu gehen.

Polizei wirft Babelsberg mangelnde Deeskalation vor

Mit der zunehmenden Wartezeit wuchs der Unmut unter den rund 130 wartenden Gästefans. Die Polizei riet dem Gastgeber, auf die Fans kommunikativ einzuwirken, um Transparenz zu schaffen und die Situation zu entschärfen. Doch laut der Polizei sei dies nicht geschehen. Stattdessen habe sich eine aggressive Solidarisierung unter den Erfurter Fans entwickelt, die schließlich begannen, gegen die Absperrgitter zu drücken.

Um ein Übersteigen der Absperrung zu verhindern, positionierten sich Polizeikräfte im Stadionbereich. Dies führte jedoch dazu, dass sich die Wut der Fans zunehmend auch gegen die Einsatzkräfte richtete.

Proteste gegen Sicherheitschef – Gemeinsame Fangesänge gegen die Polizei

Rund 20 Minuten nach Spielbeginn akzeptierten die Erfurter schließlich unter Protest die Einlassvorgaben und begaben sich ohne weitere Zwischenfälle in den Gästeblock. Doch die Auseinandersetzungen hatten auch im Heimbereich Spuren hinterlassen: Beide Fangruppen stellten den Support ein und skandierten gemeinsam Schmähgesänge gegen die Polizei.

Zudem entrollten die Babelsberger Fans ein Spruchband mit der Aufschrift „Gäste rein – Dittmann raus“, eine direkte Kritik am Sicherheitschef des Vereins.

Polizeieinsatz nach Beamtenbeleidigung – Keine Festnahmen, aber Sachbeschädigung

Nach dem verspäteten Einlass kam es hinter dem Gästeblock zu einem weiteren Zwischenfall. Ein Erfurter Fan soll einen Polizisten beleidigt haben, weshalb seine Identität festgestellt werden sollte. Laut Polizei widersetzte er sich dieser Maßnahme und wurde dabei von anderen Fans durch Zerren und Schubsen unterstützt. Schließlich wurde er gewaltsam von der Gruppe getrennt, seine Identität aufgenommen und er kurzzeitig festgesetzt.

Verletzte gab es bei den Auseinandersetzungen nicht, auch wurden keine Strafanzeigen gestellt. Allerdings kam es im Gästebereich zu Sachbeschädigungen – insbesondere an den Toiletten.

Vereine halten sich bedeckt

Während der Vorstand von Babelsberg 03 die Vorfälle erst am Dienstagabend intern besprechen wollte, war von Rot-Weiß Erfurt zunächst kein offizielles Statement zu erhalten. Die Diskussion um die Sicherheitsmaßnahmen und den Umgang mit Gästefans dürfte jedoch noch weitergehen.

(Quelle: Märkische Allgemeine Zeitung)